Innovation im Kulturerbe – nicht nur möglich, sondern notwendig! Ostbelgien zeigt, wie es geht

Fortschritt und Denkmäler passen auf den ersten Blick vielleicht nicht für jeden zusammen. Doch dass Erneuerung und Neugestaltung sogar essenziell für den Fortbestand des Kulturerbes sind, zeigen anhand eindrucksvoller Beispiele die diesjährigen Tage des offenen Denkmals. Am 10. und 11. September öffnen wieder historische Gemäuer ihre Pforten, zudem finden Führungen, Konzerte und Vorträge statt. Ein buntes Programm für Kenner und Neuentdecker!

Sie sind anders als die Jahre zuvor, die Tage des offenen Denkmals 2022. Wo sonst die ostbelgische Geschichte anhand der Denkmäler erzählt werden soll, richtet sich der Fokus in diesem Jahr auf das Denkmal selbst als Innovation und seine Mitnahme in das moderne Zeitalter.

„Mit den Tagen des offenen Denkmals möchte man das Kulturerbe den Ostbelgierinnen und Ostbelgiern näherbringen, sonst verschlossene oder nicht zugängliche Denkmäler öffnen. Denn insbesondere im Denkmalschutz gilt es, den Wert der Denkmäler stets von Neuem erkennbar zu machen, damit ihr Schutz von der Bevölkerung getragen wird.“, erklärt Kulturministerin Isabelle Weykmans den Nutzen und beschreibt den Zusammenhang zum diesjährigen Thema: „Auch wenn sich der Denkmalschutz mit Altem befasst, muss er sich genau wie andere Bereiche dem modernen Leben anpassen, um zukunftsfähig zu bleiben. Wir müssen dem Kulturerbe neue Nutzungsmöglichkeiten erschließen und ihr Erleben weiterentwickeln. Nur so bleibt es für den Bürger greifbar, erhaltenswert und nutzbar“.

Im ostbelgischen Kulturerbe trifft Tradition in mehreren Aspekten auf Innovation. Als Zeitzeugen erzählen die Denkmäler von Bautraditionen oder Handwerkstechniken, die eine neue Epoche einläuteten und somit eine Innovation darstellten.

Wie das Kaltrahmverfahren bei der Butterherstellung, welches Ende des 19. Jahrhunderts das Buttern revolutionierte und bei den Tagen des offenen Denkmals im Landwirtschaftsmuseum Mirfelderbusch ausprobiert werden kann. Oder auch die ehemaligen Notunterkünfte in der Trümmerwüste St. Viths, die unter „Neustadt“ bekannt waren und am Rande der Stadt errichtet wurden. Vom Leben in der Neustadt und dem Wiederaufbau St. Viths nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg handelt die Ausstellung im Museum ZVS, die von einem Zeitzeugenbericht im Kino Corso ergänzt wird.

Damit Denkmäler erhalten werden können, müssen auch die Techniken, Methoden und Materialien zum Restaurieren weiterentwickelt werden. Am Kaperberg 31 in Eupen wurde beispielsweise die Gebäudehülle saniert. Der Bauherr und Architekt gewährt Laien sowie Fachleuten Einblicke in dieses Projekt. Beim Stadtrundgang „Denk mal neu!“ werden denkmalgeschützte Gebäude angesteuert, die bereits innovativ in Stand gesetzt bzw. umgenutzt wurden: das Kloster Heidberg, das Stadtmuseum Eupen, die Umgestaltung der Klötzerbahn und der Alte Schlachthof. Ein weiteres sehenswertes Beispiel für eine innovative Nutzung von historischem Bestand ist der dreigeschossige Verwaltungstrakt der ehemaligen Tuchfabrik Peters. Neuer Wohnraum ist hier entstanden, der am 10. und 11. September ebenfalls zugänglich sein wird.

Nicht weniger relevant neben den Aspekten des eigentlichen Denkmalschutzes ist die Vermittlungsarbeit. Sie kann sich Technologien bedienen, um das Erleben der Denkmäler ganz neu zu gestalten. Mit virtuellen Rundgängen beispielsweise wird das Erlebnis von überall aus möglich und intensiviert. Kinder könnten durch längst vergangene Bauten schreiten, während sie noch im Klassenraum sitzen. So gilt auch bei den Tagen des offenen Denkmals zu entdecken, wie Alt auf Neu treffen, wie Historie und Innovation ineinanderfließen und sich ergänzen, zu sehen vor Ort oder bei einem virtuellen Rundgang durch die Denkmäler!

Insgesamt 15 Herrenhäuser, Kirchen, Plätze und Gebäude öffnen ihre Türen, begleitet von Animationen, Konzerten oder Tanzvorführungen. Kinder und Jugendliche können wieder mit Karlotta Kulturerbe auf Spurensuche gehen und die Chance auf tolle Gewinne ergreifen. Mehr Informationen zum Wochenende der geöffneten Denkmäler finden Sie unter: www.ostbelgienkulturerbe.be/offenedenkmaeler