Im Mittelpunkt der heutigen Aussprache zwischen den Kulturministern der europäischen Union stand das Engagement für das Kulturerbe, einschließlich seines Schutzes im Kontext nachhaltiger Entwicklung und der Zukunft Europas. Daneben präsentierte die EU-Kommission ihre verstärkte Unterstützung für den Kultur- und Kreativsektor durch einen Online-Leitfaden für EU-Finanzierungsmöglichkeiten.

Als Wortführerin Belgiens nahm Isabelle Weykmans, Kulturministerin der Deutschsprachigen Gemeinschaft, am heutigen Ministerrat teil, der Anlass dazu gab, die Bedeutung und länderspezifischen Maßnahmen zum nachhaltigen Schutz des Kulturerbes hervorzuheben. Ziel der Aussprache sei, einen europäischen Grundsatz auszuarbeiten und das Handeln der EU in Bezug auf das Recht auf Kulturerbe zu bestimmen.

„Das Recht auf kulturelle Teilhabe ist ein Menschenrecht und die DNA unserer Gesellschaft. Kulturerbe umgibt unser Lebensumfeld, formt unsere Identität und ist ein fester Bestandteil unserer Würde und des kollektiven Gedächtnisses. Daher ist das Recht, das kulturelle Erbe durch Erschließung, Erhalt und Pflege für die Menschen zugänglich zu machen, untrennbar mit dem breiten Spektrum kultureller, sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Rechte verbunden – und somit ebenfalls ein überaus wichtiges Element der Friedenssicherung und des friedlichen Miteinanders.“, stellte Isabelle Weykmans die Rolle des Kulturerbes heraus.

Belgien spricht sich deutlich dafür aus, dass die öffentliche Hand dazu verpflichtet ist, die kulturelle Teilhabe für alle Bürger*innen zu garantieren. Die Finanzierung des Erhalts des Kulturerbes durch die öffentliche Hand sei dabei ebenfalls von Bedeutung.

„Der Investitionsbedarf ist groß, daher müssen wir nach zusätzlichen Finanzierungsquellen suchen. Nicht zuletzt bietet dies auch der lokalen Wirtschaft Möglichkeiten, die nicht nur aus ökonomischer Sicht Relevanz haben. Es stärkt ebenfalls die Bindung zum Kulturerbe, indem die Zivilbevölkerung aktiv in den Erhalt von kulturellem Erbe einbezogen wird.“, betonte Ministerin Weykmans und führte fort: „Durch das Einbinden der gesamten Gesellschaft beim Erfahren, Erleben und Schutz des kulturellen Erbes wird eine emotionale Bildung aufgebaut, die für den Erhalt und die Wertschätzung des Kulturerbes „lebenswichtig“ ist.“

Die Ministerin erinnerte in diesem Zusammenhang an die Ausgrabungen in St. Vith und die dortige Begeisterung zur Wahrung des kulturellen Erbes, welche nicht nur zur Gründung einer Bürgerinitiative führte, sondern letzten Endes die dauerhafte Unterschutzstellung bewirkte. Nun sind es die Bürger in Kooperation mit der Gemeinde, die eine Perspektive für die künftige Nutzung der freigelegten Zeugnisse und dessen Erhaltung konzipieren.

Belgien begrüßt daher die Förderung der Zusammenarbeit und des Wissensaustauschs zwischen den verschiedenen internationalen Instanzen und über politische Ebenen sowie Sektoren hinweg. Nur so könne das europäische kulturelle Erbe immer mehr zu einem integralen Bestandteil einer Gesellschaft werden, in der das Kulturerbe eine Angelegenheit von und für jeden ist und in der die Pflege des Erbes für alle eine Selbstverständlichkeit sein wird.

Eine Vielzahl von Mitgliedsstaaten war sich zudem darüber einig, dass das Kulturerbe einen bedeutenden Beitrag zu einer Reihe an gesellschaftlichen Herausforderungen leiste, die unter anderem die Coronakrise und der Klimawandel mit sich bringen.

Ein gutes Beispiel für den länder- und instanzenübergreifenden Austausch auch in dieser Hinsicht ist das multinationale UNESCO-Dokument über traditionelle Bewässerungstechniken: sie sind ein Vorbild für Wassermanagement, das zur Überbrückung von Trockenperioden und zur Pufferung großer Wassermengen in Regenperioden eingesetzt werden kann, um Überschwemmungen zu begrenzen.

Die Vorstellung des neuen interaktiven Leitfadens der EU-Kommission stellte einen weiteren Besprechungspunkt auf der Ratssitzung dar. CulturEU, eine zentrale Anlaufstelle für alle auf EU-Ebene verfügbaren Finanzierungen für die Kultur- und Kreativbranche, bietet insgesamt 75 Finanzierungsmöglichkeiten aus 21 verschiedenen EU-Programmen. Mit nur wenigen Klicks kann das interaktive Online-Tool jede europäische Kultureinrichtung zu der für sie am besten geeigneten EU-Finanzhilfe führen.

Die Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, Mariya Gabriel, sagte: „Die Kultur- und Kreativbranche hat die einzigartige Kraft, das Leben zu verbessern, gemeinschaftliche Bindungen zu schaffen, Arbeitsplätze und Wachstum zu generieren und andere Wirtschaftszweige zu inspirieren. Es war höchste Zeit, die Kulturakteure bei ihrer Suche nach europäischen Fördermitteln zu begleiten und alle Finanzierungsmöglichkeiten, die die EU ihnen bietet, in einem einzigen Leitfaden zusammenzufassen. Ich bin zuversichtlich, dass dieser Leitfaden dazu beitragen wird, den Zugang zu unseren Fonds für alle kulturellen Organisationen zu erleichtern und sie auf ihrem Weg zu einem nachhaltigen Aufschwung zu unterstützen.“

Ergänzt wird das Angebot durch inspirierende Beispiele und Best Practices. CulturEU (https://ec.europa.eu/culture/funding/cultureu-funding-guide) wird Anfang 2022 in allen EU-Sprachen verfügbar sein.