Beim Rat der Europäischen Union erörterten die Minister für Kultur und Medien sowie die Minister für Sport am Montag die europäische Reaktion auf den Krieg in der Ukraine in ihren jeweiligen Politikbereichen. Sie verabschiedeten
Schlussfolgerungen zur Stärkung des interkulturellen Austauschs durch die Mobilität von Künstlern sowie die Mehrsprachigkeit und diskutierten über die Förderung europäischer Werte durch den Sport. Schließlich einigten sich die Sportminister darauf, das Thema der Frau im Sport in den Fokus der Arbeiten der Europäischen Union zu stellen.

Schutz des Kultursektors in der Ukraine

Der unprovozierte und ungerechtfertigte Einmarsch Russlands in die Ukraine hat Hunderttausende von Ukrainern, darunter viele Künstler, Journalisten, Kultur- und Medienschaffende, zur Flucht vor dem Krieg gezwungen. Der wahllose Beschuss von städtischen Zentren in der Ukraine gefährdet auch das kulturelle Erbe der Ukraine.

Die Minister luden den ukrainischen Kulturminister Oleksandr Tkachenko ein, per Videokonferenz vor dem Rat zu sprechen. Anschließend führten sie einen Gedankenaustausch über die verschiedenen Maßnahmen, die sowohl auf Ebene der Mitgliedstaaten als auch auf EU-Ebene bereits zur Unterstützung des ukrainischen Kultursektors ergriffen wurden. Dieser Meinungsaustausch knüpft an die Erklärung von Angers, in der die EU-Minister für Kultur und Medien beschlossen haben, ukrainische Künstler, Journalisten und Kulturschaffende sowie die Medien- und Pressefreiheit zu fördern und das ukrainische Kulturerbe zu schützen.

Isabelle Weykmans nahm als Wortführerin Belgiens am Ministerrat teil und bekräftigte, „die uneingeschränkte Solidarität Belgiens mit der ukrainischen Bevölkerung. Wir unterstützen die Kulturschaffenden und Journalisten, bei uns sowie in der Ukraine, und sorgen gemeinsam dafür, dass die Identität und die Werte der Ukraine, verankert in ihrer Kultur, trotz der immensen und menschenverachtenden Zerstörung bewahrt wird!“ Auf die Frage, welche Maßnahmen Belgien zur Unterstützung ergriffen hätte, führte die Ministerin aus, dass die Instrumente zur Förderung von Kultur und Kulturerbe auch der Ukraine zur Verfügung gestellt werden. „Die hier ankommenden Künstler haben bei der Flucht ihr gesamtes Material zurückgelassen. Damit sie weiterhin ihr Handwerk ausüben können, stellen wir Kontakte zu hiesigen Kulturträgern her, integrieren ihre kulturellen Angebote in unsere Förderprogramme in den Schulen und begünstigen die
Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft durch bestehende Plattformen. Denn mit der Ausübung ihrer Kunst tragen die Ukrainer ihre kulturelle Identität weiter.“

Die Minister der Mitgliedsstaaten erörterten im Anschluss des Austausches die Möglichkeit gemeinsamer Maßnahmen, um die Kohärenz, Komplementarität und Koordinierung der Bemühungen zur Unterstützung des Kultur-, Kreativ- und
Mediensektors und seiner Akteure als Reaktion auf die Krise zu gewährleisten.

Billigung von Schlussfolgerungen des Rates zur Stärkung des interkulturellen Austauschs

Im weiteren Verlauf billigte der Rat Schlussfolgerungen zur Verstärkung des interkulturellen Austauschs durch zum einen die Mobilität von Künstlern sowie Kulturund Kreativschaffenden und zum anderen durch die Mehrsprachigkeit im digitalen Zeitalter. Die Ausarbeitung einer ehrgeizigen digitalen Politik für die Entwicklung von Sprachtechnologien, Übersetzung und lebenslangem Sprachenlernen und -lehren wird gefordert. Die EU möchte die neuen Technologien nutzen, um die Mehrsprachigkeit zu fördern, die den kulturellen Austausch erleichtert.

Förderung der EU-Werte durch Sport und die Organisation des Sports im Kontext des Krieges in der Ukraine

Anschließend hörten sich die Sportminister die Ausführungen ihres ukrainischen Amtskollegen Vadym Huttsait an, der per Videokonferenz sprach und erörterten, welche Rolle die Akteure des Sports bei der Förderung und Verteidigung der europäischen Werte spielen könnten. Der Krieg in der Ukraine und die starke, geeinte und solidarische Reaktion, die er bei den Mitgliedstaaten, privaten und öffentlichen Organisationen und den europäischen Bürgern ausgelöst hat, haben ein starkes Engagement für die Werte der Achtung der Menschenwürde, der Freiheit, der Demokratie, der Gleichheit, der Rechtsstaatlichkeit und der Achtung der Menschenrechte gezeigt. Der Sport muss sowohl durch seine universelle Reichweite als auch durch sein Organisationsmodell in Europa weiterhin den Erwartungen und Bestrebungen der europäischen Bürger gerecht werden. Die Minister betonten auch die Rolle der Sportbewegung bei der Verteidigung
dieser europäischen Werte und der Solidarität mit dem ukrainischen Volk.

Schwerpunktsetzung im Zugang und der Teilhabe von Frauen im Sport

Der Bericht der Präsidentin des Irischen Olympischen Komitees, Sarah Keane, machte deutlich, dass viele Akteure des Sportökosystems erhebliche Fortschritte bei der Förderung der Geschlechtergleichstellung gemacht haben. Beispielsweise entwickelten Organisationen Strategien zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Vorurteile und geschlechtsbezogener Gewalt, fördern eine stärkere Berichterstattung über den Frauensport und heben inspirierende Vorbilder unter den Spitzensportlerinnen hervor. Auch in Ostbelgien gibt es Initiativen, von denen Isabelle Weykmans zu berichten wusste: „Die Aktion Foot4Girls, von der ich mir jüngst beim RFCU Kelmis ein Bild machen konnte, unterstützt die sportliche Betätigung von Mädchen, baut Hindernisse ab und ermöglicht eine Aufbauarbeit im Fußball.“ Trotz der Fortschritte bestünden im Sport wie in vielen anderen Bereichen nach wie vor Ungleichheiten, was die Sportminister der 27 Mitgliedsstaaten dazu veranlasste, diesen Schwerpunkt für den nächsten Ratsvorsitz sowie der EU-Kommission festzulegen.

Dass das Thema der Frau im Sport nun ganzheitlich auch auf europäischer Ebene behandelt werde, begrüßte Sportministerin Weykmans sehr, die sich dadurch eine hohe Durchschlagskraft erhofft. „Auch in Ostbelgien werden wir gemeinsam mit der Sportwelt Maßnahmen entwickeln und umsetzen, um die Zugänglichkeit und die Sichtbarkeit von Frauen im Sport weiter zu verbessern.“